Part I – Kindheit

„Ich pflanze einen Baum in meine Wut, meine Lebensmittel ist der schwere Mut!“ 

Heinz Rudolf Kunze

 

Ich kann und will es nicht verheimlichen die Wut, den Haß und auch die Verzweiflung die ich Zeit meines Lebens empfand. Als ich als Kind die sterbenden Tiere im vom Erdöl verschmutzten Wasser sah, und begriff, dass Menschen die so etwas tun und/oder anordnen damit davon kommen, wollte ich Ninja werden. Manchmal muss immer noch weinen, wenn ich mich an die Bilder im Fernsehen und das alles überwältigende Gefühl meiner Ohnmacht etwas zu tun zurück denken. In meiner Vorstellung war es mir egal, was andere Menschen darüber dachten. Mir war nur wichtig, dass der Kapitän eines Öl-Tankers, sowie der Firmenchef, der seine Entleerung inmitten des Meeres anordnete, wusste, dass auch sie, damit ihr eigenes Leben aufs Spiel setzen; dass sie wussten, dass keine Manipulation der Gesetze, kein Geld sie auf Dauer schützen würden.

Ökozid verjährt nicht, war meine feste Überzeugung. Auch wenn ich dieses Wort damals nicht kannte.

Gleichzeitig hat mich das Töten der Tiere zum unmittelbaren Verzehr nie erzürnt. Ich verbrachte eine Großteil meiner Kindheit am Land. Ich erlebte die Schlachtung eines Schweins als Kind. Beim Melken der Kühe gab es frische Milch. Wenn ich hungrig war, machte ich mich in der großen Scheune zwischen den Heuballen auf die Suche nach rohen Eiern, die ich sogleich trank. Ich meiner Fantasie sah ich mich als Jäger, der seine Beute achtete; der Verstand, dass die Kunst des Jagens und damit die Identität des Jägers, darin bestand jedes Leiden der Beute zu vermeiden. Rückblickend gesehen, kommt mir vor, dass ich Vieles verstanden hatte, auch wenn ich offen gesprochen, ein romantischer Idiot war, in der Annahme, dass, was ich mir da zusammen reimte irgend etwas mit der Herkunft der meisten Schnitzel auf meinem Teller zu tun hatte. Aber gut. Ich war ja selbst dabei gewesen, wie meine Mutter die Sau ausgenommen hat. Ich habe meiner Mutter beim stopfen der Blutwurst geholfen und gesehen, wie sie einen Knoten in die Gedärme gemacht hat. Ich erlebt wie meine ganze Familie eine Woche von Schlachtung gelebt hat und der Rest sorgfältig verpackt, den Weg in die Tiefkühltruhen gefunden hat.

Ich habe sie selbst dorthin getragen. Was man an Fleisch isst,  wird gemeinsam geschlachtet und geteilt mit Familie und Freunden.  So macht man das. Warum sollte man annehmen, das andere es anders machen?