Wenn man die Zeitungen aufschlägt, Nachrichten hört oder sieht, dann hat man das Gefühl in einer verrückten Welt voller Gewalt und Brutalität zu leben, in der die Probleme jeden Tag größer werden und wir auf einen kollektiven Selbstmord zurasen. Und durch alle Medienkanäle, sei es Radio, Fernsehen, oder das Internet, werden wir täglich, den ganzen Tag über mit diesen Geschichten konfrontiert, bis unsere eigene Erzählung vom Alltag häufig von Beschreibungen der Geschichten, die wir über die Medien erfahren haben, handeln.

Unser realer Alltag

(c) pixabay

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Was wir durch dieses Verhalten aber meist übersehen, ist die Tatsache, dass der überwiegende Teil dieser Nachrichten absolut nichts mit unserem persönlichen Alltag zu tun haben. Ich zum Beispiel lebe in einer Stadt mit knapp 2 Millionen Einwohnern im Zentrum von Europa, Wien. Mein Alltag ist davon geprägt, mir Essen beim Supermarkt um die Ecke zu kaufen, mit Menschen, die mir am Herzen liegen zusammen zu arbeiten und den restlichen Tag mit anderen Menschen zu verbringen, die mir am Herzen liegen. Dazwischen verbringe ich die Zeit mit dem Wechseln von Orten mithilfe von öffentlichen Verkehrsmitteln, in denen ich täglich die friedliche Kooperation tausender sich wildfremder Menschen miterleben darf. Mein persönlicher Alltag ist also geprägt von Geschichten von  Zärtlichkeit, Liebe und Vertrauen.

Wenn ich in die Arbeit komme, dann begrüße ich meine Teammitglieder mit Handschlag oder Kuss auf die Wange (Zärtlichkeit). Dann arbeite ich über Stunden hinweg gemeinsam mit ihnen an unseren Projekten (Vertrauen) und empfinde uns gegenseitig dabei als legitim in unserer Arbeit und Anwesenheit (Liebe). Die genauen Definitionen dieser Begriffe nach Humberto Maturana findest Du hier.

Niemand in meinem Umfeld verhungert oder stirbt an grauenvollen Krankheiten oder durch Gewalthandlungen.

Das Bemerken von Geschichten von Zärtlichkeit

(c) pixarbay

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Mein unmittelbarer Alltag ist voller Geschichten von Zärtlichkeit, Liebe und Vertrauen, und all das, was ich in den Nachrichten erfahre, hat nichts mit meinem persönlichen Erleben der Welt zu tun. Natürlich soll jeder Mensch alles in seiner oder ihrer Macht stehende tun, um die globale Umweltverschmutzung, Krieg, Terror und Hunger zu beseitigen. Aber ich denke, der erste Schritt liegt darin, unser unmittelbares Umfeld und dabei besonders uns selbst in einer Aufmerksamkeit für Liebe, Zärtlichkeit und Vertrauen wahrzunehmen.

Menschen, die dies für ihren Alltag erreichen, stecken damit andere an, und wenn alle Menschen ihr Leben aus einer Perspektive der Liebe, der Zärtlichkeit und des Vertrauens leben, dann hören Gewalt, Kriege und Hunger als Konsequenz unseres zärtlichen und vertrauensvollen Handelns auf zu existieren.

Wenn du also wahrnimmst, wo und in welcher Form in deinem Leben Liebe, Zärtlichkeit und Vertrauen stattfinden, tust du mehr für die Rettung der Welt, als wenn du dich über Kriege und Leid auf der anderen Seite der Welt aufregst, ohne konkret etwas dagegen zu unternehmen.

Ich lade dich ein Geschichten von Zärtlichkeit, Vertrauen und Liebe zu bemerken und allen Menschen in deiner Umgebung zu erzählen.